Die Wahrheit braucht Raum
In dem vergangenen Blogbeitrag „Das kleine Glück mit großer Wirkung“ verschaffte ich den Einblick, was mich letztendlich angetrieben hat, mich künstlerisch zu bewegen.
Bevor die Malerei mich fand, hatte ich nie einen vorbildlichen Maler*in vor meinen Augen, an denen ich hoch schaute. Ich erblickte schöne Bilder und dafür war es für mich GUT. Das Aufschauen hatte ich eher in der Musikwelt. Ich liebte die Musiker*innen, die mich mit ihren Texten trösteten, in denen ich aber auch Freude und Tanz hatte. Es war eine Extase, die mich vom Alltag weg holte, und oft wollte ich auch so sein. Ich wollte eine Musikerin sein, die berührte und bewegte. Aber ich bin alles andere als musikalisch und es erfasste mich auch nicht.
Heute bin ich froh, dass es auch so ist und ich die Farbenwelt für mich entdeckte.
Durch die Malerei lernte ich mich kennen und ich sollte mich kennenlernen. Ich bin davon überzeugt, dass ich der Mensch bin, der den Boden unter den Füßen braucht. Die nicht abheben soll in eine Welt, in der die Kunst nur kommerziell verwendet, benutzt und letztendlich missbraucht wird. Das gibt es auch, und das sollte auch nie vergessen werden, wenn wir in die Kunst abtauchen. Uns sollte immer die Wahrheit vor den Augen offenbart bleiben, die die Wahrheit des/der Künstler*in ist, die uns berührt, bewegt und sich mit Schönheit zeigt… und nicht die, die sich an ihr fremd bereichern. Das hat mit wahrer Kunst nichts mehr zu tun. Das hat auch mit den Künstler*innen nichts mehr zu tun. Da liegt eine verfremdete Energie zwischen, die einfach nicht sein darf.
Das heißt aber jetzt nicht, Kunst soll nicht gekauft werden. Nein, so meine ich es nicht. Kunst darf gekauft werden, von dem Menschen, der/die sich in ein Werk verliebt hat. Denn ich bin sicher, dass die Kunst, in die wir uns verlieben, uns die (un-)sichtbare Wahrheit eines kreativen Menschen schenkt, mit der wir uns vertraut und wohl fühlen, nach der wir vielleicht sogar gesucht haben. Sie gibt uns den anderen Raum, in den wir mit unseren Augen einsteigen, in dem wir während der Betrachtung etwas erblicken, das uns (mit-)fühlen lässt, um Schönheit zu erblicken. Schönheit, die uns für einen Moment fesselt. Ich würde auch dazu sagen: Herzensnahrung. Nahrung, die gebraucht wird.
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die kleine Wahrheit, auf kleinem Raum abstrakte Malerei/ September 2024 |
Ich habe mich immer gesträubt vor den Worten: „Brotlose Kunst“. Kunst ist nie brotlos. Wer das meint, kennt die Sprache der Kunst nicht. Kennt nicht, was sie wahrhaftig lebt und ist. Sie nährt das Leben. Und aus dem Blickwinkel kam das Zitat zustande, das ich vor ca. 2 Jahren schrieb:
„Ein hängendes KUNSTWERK ist das Herzzentrum jenes Raumes.“
Was wäre ein Raum ohne Kunst?… ohne den künstlerischen Zutritt eines Menschen?
Mein Herz liebt ja ganz besonders die Kinderkunst. Kinder malen so leicht, weil sie noch so mit ihrer inneren Wahrheit verbunden sind. Deswegen findet man auch in meinem Raum Kinderkunst. Es sind unerschöpfliche Unikate, die mein Herz bereichern. Die in mir ein Gefühl aufleben lassen: Das habe ich für dich gemalt bzw. gebaut und dabei all meine Wahrheit dir offenbart. Das ist das größte Geschenk, das man im Leben erhalten kann: für dich, meine Wahrheit.
Und dann liegt es an mir, diese kostbare wahre Kunst an Raum zu verleihen und sie zu lieben.
Herzlich,
Jutta Poppe
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Jutta Poppe, 2024 |